
Ab wann macht Kampfsport für Kinder Sinn?
Täglich lesen wir von neuen Geschichten über vermisste Kinder und Jugendliche und über zunehmende Gewalt auf den Straßen und in den Schulen. Manchmal widerspiegeln diese Nachrichten die selbst erlebte, manchmal nur die empfundene Realität. Müssen wir deswegen unsere Kinder jetzt alle zu durchtrainierten Kampfsportlern erziehen?
Dieses Thema ist kompliziert, denn als Eltern verfolgen wir eine ganze Reihe von augenscheinlich widersprüchlichen Zielen für unsere Kinder:
- Wir möchten, dass sie selbstbewusst werden, sich aber auch in einer Gruppe rücksichtsvoll bewegen können.
- Wir möchten sie beschützen, müssen ihnen aber auch Freiraum gewähren.
- Unsere Kinder sollen keine Opfer werden und sich im Zweifel wehren können, kleine aggressive Straßenkämpfer möchten wir aber auch nicht großziehen.
Kämpfen können und Werte vermitteln - Das Credo aller Kampfschulen
Viele Kampfschulen werben daher genau damit, dass sie Werte vermitteln, die Kinder aber gleichzeitig auch auf aggressive Bedrohungen vorbereiten. Wir tun das auch, keine Frage, aber: Wie realistisch ist das alles eigentlich?
Zunächst mal: Grundsätzlich spricht nichts dagegen ein Kampfsystem zu erlernen und die meisten Kampfschulen gehen das auch seriös und mit guter Motivation an, mit engagierten Trainern und mit erfahrenen Kampfsportlern. Aber natürlich gibt es unterschiedliche Ansätze. Wenn Sie nach einer Kampfschule für Ihr Kind schauen, sollten Sie daher auf verschiedene Punkte achten:
- Ist das Kampfsystem realistisch?
- Liegt dem Kampfsystem eine tragende Philosophie zugrunde, die die kleinen Schüler auch im Hinblick auf tugendhaftes Verhalten trainiert, oder ist das „nur“ ein Marketing-Argument?
- Werden die Kids kindgerecht, also in den entsprechenden Altersklassen trainiert?
Kampfausbildung: Hierauf kommt es an!
Wir gehen hier im Folgenden auf die oben genannten Fragen ein:
- Ob ein Kampfsystem realistisch ist, werden Ihnen die Meister aller Disziplinen natürlich mit einem klaren „Ja“ beantworten. Dieses Selbstvertrauen aus dem aktiven Training ist in jedem Fall sehr positiv. Wir haben bisher aber immer von Kampfsystemen geschrieben. Ab hier unterscheiden wir nun in
Kampfsport und in Kampfkunst. Was das eine vom anderen unterscheidet, ist der Wettbewerbscharakter.
Ein Kampfsport trainiert für die sportliche Herausforderung und das geregelte Kräftemessen, eine Kampfkunst geht davon aus, dass Stärkere angreifen und trainiert für den Notfall. Realistisch ist aus unserer Sicht ein Kampfsystem dann, wenn es im Notfall hilft, da Wettkampfregeln hier nichts zählen. Wenn Ihr Kid im jüngsten Alter zum Beispiel lernen soll, dass ein „Block“ mit dünnen Kinderärmchen ein wirksames Mittel zur Schlagabwehr gegen eine stärkere Person ist, dann hat das mit Realismus nichts zu tun. - Damit kommen wir zu der tragenden Philosophie. Traditionelle Kampfkünste legen extrem viel Wert auf Respekt, Vertrauen, Selbstbeherrschung, Demut oder Barmherzigkeit. Die Philosophie der
Wudé zum Beispiel sollte fester Bestandteil in allen Schulen sein, die in der Tradition der Shaolin-Kungfu stehen.
Diese hat ihre Gründe nicht nur im Verständnis, wie wir als Menschen miteinander umgehen, sondern auch in unserem Training: Schüler, die sich in einem Trainingskampf ohne Regelwerk nicht zurücknehmen können, sind in einem Kampfsystem, das für den Notfall trainieren und vorbereiten soll, schlicht fehl am Platz. - In zahlreichen Kids-Kursen und Kindertrainings haben wir die nachdrückliche Erfahrung gesammelt, dass eine Ausbildung in einem Kampfsystem für Kinder vor dem Grundschulalter keinen Sinn macht. Kids zwischen 3 und 5 Jahren müssen Balance und Koordination und ein bestimmtes Maß an Konzentrationsfähigkeit erst lernen und sind am besten im Turnverein aufgehoben.
Ab dem Grundschulalter, wenn das Bewusstsein für das eigene Handeln steigt und auch die körperlichen Fähigkeiten schon etwas ausgeprägter sind, macht der Start in einer Kampfkunst Sinn. Die kindgerechte Ausbildung beinhaltet dabei noch keine Reaktionen auf Attacken, die im Erwachsenenalter notwendig werden. Wir legen viel Wert auf richtiges Verhalten und substanzielle Abwehrmaßnahmen, was im Idealfall mit einer sehr deutlichen Steigerung des Selbstvertrauens einhergeht. Erst in der Jugend, circa ab dem 12 Lebensjahr, steigen die Schüler deutlich tiefer in die Techniken der Kampfkunst, in unserem Fall das Wing Tsun, ein.
Häufig gestellte Fragen
Wie uns unsere Schüler auf Google bewerten:
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